LSG Niedersachsen-Bremen - Beschluss vom 20.07.2012
L 9 AS 563/12 B ER
Normen:
AEUV Art. 18 Abs. 1; AEUV Art. 21 Abs. 1; AEUV Art. 45 Abs. 2; Richtlinie 2004/38/EG Art. 24 Abs. 2; Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 4; Verordnung (EG) Nr. 883/2004 Art. 61; Europäisches Fürsorgeabkommen Art. 1; Europäisches Fürsorgeabkommen Art. 16b S. 2; GG Art. 59 Abs. 2 S. 1; SGB XII § 21 S. 1; SGB XII § 23 Abs. 3 S. 1 Alt. 2; SGB XII § 73 S. 1; SGB II § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2; WVRK Art. 19; WVRK Art. 2;
Fundstellen:
NZS 2013, 80
Vorinstanzen:
SG Hannover, vom 09.05.2012 - Vorinstanzaktenzeichen 46 AS 1049/12

Anspruch auf Grundsicherung für Arbeitsuchende; Europarechtskonformität des Leistungsausschlusses für Ausländer bei Aufenthalt zur Arbeitsuche

LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 20.07.2012 - Aktenzeichen L 9 AS 563/12 B ER

DRsp Nr. 2012/19141

Anspruch auf Grundsicherung für Arbeitsuchende; Europarechtskonformität des Leistungsausschlusses für Ausländer bei Aufenthalt zur Arbeitsuche

1. Der Leistungsausschluss des § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II greift bei EU-Bürgern dann ein, wenn diese noch keine Verbindung zum deutschen Arbeitsmarkt haben. 2. Der Leistungsausschluss des § 7 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 SGB II verstößt weder gegen europäisches Primärrecht (Art. 18, 21, 45 AEUV) noch gegen europäisches Sekundärrecht (Art. 4 EGV Verordnung (EG) Nr. 883/2004). Diese Rechtsauffassung hat hinsichtlich des europäischen Sekundärrechts auch vor dem Hintergrund der zum 1.5.2010 in Kraft getretenen Verordnung (EG) Nr. 883/2004 weiterhin Gültigkeit. 3. Ein Staatsangehöriger des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland kann sich im Rahmen der Geltendmachung von SGB II-Leistungen nicht auf das Gleichbehandlungsgebot des Art. 1 Europäisches Fürsorgeabkommen berufen, weil die Bundesregierung mit Vorbehaltserklärung vom 15.12.2011, in Kraft ab 19.12.2011 (Bekanntmachung des Auswärtigen Amtes vom 31.1.2012, BGBl II 2012, 144), einen wirksamen Anwendungsausschluss ausgesprochen hat. 4. Die Vorbehaltserklärung der Bundesregierung umfasst jedoch nicht Leistungen nach dem Europäischen Fürsorgeabkommen in Verbindung mit den Regelungen des Dritten Kapitels des SGB XII.