BVerfG - Beschluß vom 26.06.1991
1 BvR 779/85
Normen:
GG Art. 9 Abs. 3 Art. 19 Abs. 2 Art. 20 Abs. 3 ; TVG § 1 § 2 ; WRV Art. 165 ;
Fundstellen:
BVerfGE 84, 212
AfP 1991, 613
AiB 2002, 353
AP Nr. 117 zu Art. 9 GG Arbeitskampf
ARST 1991, 159
ARST 1991, 238
AuA 1992, 155
AuR 1992, 29
BayVBl 1992, 47
BB 1991, 1565
BB 1992, 426
BetrR 1991, 296
DB 1991, 1678
DVBl 1991, 1159
EuGRZ 1991, 380
EWiR 1991, 1205
EzA Art. 9 GG Arbeitskampf Nr. 97
JuS 1994, 653
JZ 1992, 48
MDR 1991, 875
NJ 1991, 425
NJW 1991, 2549
NVwZ 1991, 1072
NZA 1991,809
PersR 1991, 431
SAE 1991, 329
WM 1991, 1435
ZTR 1991, 430
Vorinstanzen:
BAG, vom 03.12.1985 - Vorinstanzaktenzeichen 1 AZR 636/82

Schutzumfang des Art. 9 Abs. 3 - Arbeitskampf

BVerfG, Beschluß vom 26.06.1991 - Aktenzeichen 1 BvR 779/85

DRsp Nr. 1996/6546

Schutzumfang des Art. 9 Abs. 3 - Arbeitskampf

»1. Die Koalitionsfreiheit (Art. 9 Abs. 3 GG) gilt für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Sie schützt auch die Koalitionen in ihrem Bestand und ihrer Betätigung zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen. Soweit die Verfolgung des Koalitionszwecks von dem Einsatz bestimmter Mittel abhängt, werden auch diese vom Schutz des Grundrechts umfaßt.2. Zu den durch Art. 9 Abs. 3 GG geschützten Mitteln zählen auch Arbeitskampfmaßnahmen, die auf den Abschluß von Tarifverträgen gerichtet sind. Sie werden insoweit von der Koalitionsfreiheit erfaßt, als sie allgemein erforderlich sind, um eine funktionierende Tarifautonomie sicherzustellen. Der Schutz umfaßt unter den gegebenen Verhältnissen jedenfalls Aussperrungen mit suspendierender Wirkung, die in Abwehr von Teil- oder Schwerpunktstreiks der Herstellung der Vehandlungsparität dienen.3. Die Koalitionsfreiheit kann zum Schutz von Grundrechten Dritter und anderer mit Verfassungsrang ausgestatteter Rechte eingeschränkt werden. Darüber hinaus bedarf sie der Ausgestaltung durch die Rechtsordnung, soweit das Verhältnis der Tarifvertragsparteien zueinander berührt wird.