BVerfG - Beschluß vom 25.03.1980
2 BvR 208/76
Normen:
GG Art. 4 Abs. 1, Abs. 2 Art. 140 ; KHG (Krankenhausgesetz) Nordrhein-Westfalen § 5 § 17 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1, Nr. 2 § 18 § 20 Abs. 2 Satz 3, Satz 4, Satz 5 § 21 Abs. 1 Satz 2, Satz 3 § 25 ; WRV Art. 137 Abs. 3 Satz 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 53, 366
AP Nr. 6 zu Art. 140 GG
DÖV 1980, 696
DVBl 1980, 552
EuGRZ 1980, 295
JuS 1981, 913
JZ 1980, 397
KirchE 18, 69
NJW 1980, 1895

Verfassungswidrigkeit des Krankenhausgesetzes Nordrhein-Westfalen in Bezug auf kirchliche Krankenhäuser

BVerfG, Beschluß vom 25.03.1980 - Aktenzeichen 2 BvR 208/76

DRsp Nr. 1996/7061

Verfassungswidrigkeit des Krankenhausgesetzes Nordrhein-Westfalen in Bezug auf kirchliche Krankenhäuser

»1. Der Gesetzgeber ist auch dann, wenn er auf den Gebieten gemeinsamer Wahrnehmung von öffentlichen Aufgaben durch Staat und Kirche mit seinen Reformvorstellungen den unantastbaren Kern des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts nicht berührt, gehalten, Sinn und Geist der grundgesetzlichen Wertordnung zu beachten. Die inkorporierten Kirchenartikel der Weimarer Verfassung bilden mit dem Grundgesetz ein organisches Ganzes (BVerfGE 19, 206 [219]; 19, 226 [236]).2. Art. 137 Abs. 3 Satz 1WRV gewährleistet in Rücksicht auf das zwingende Erfordernis friedlichen Zusammenlebens von Staat und Kirche (vgl. BVerfGE 42, 312 [330 ff., 340]) sowohl das selbständige Ordnen und Verwalten der eigenen Angelegenheiten durch die Kirchen als auch den staatlichen Schutz anderer für das Gemeinwesen bedeutsamer Rechtsgüter. Dieser Wechselwirkung ist durch entsprechende Güterabwägung Rechnung zu tragen. Dabei ist jedoch dem Eigenverständnis der Kirchen, soweit es in dem Bereich der durch Art. 4 Abs. 1 GG als unverletzlich gewährleisteten Glaubens- und Bekenntnisfreiheit wurzelt und sich in der durch Art. 4 Abs. 2 GG geschützten Religionsausübung verwirklicht (BVerfGE 24, 236 [246]; 44, 37 [49 f.], ein besonderes Gewicht beizumessen.