OVG Hamburg - Beschluss vom 22.11.2006
3 Bs 257/06
Normen:
EG Art. 234 ; Richtlinie 91/439/EWG vom 29. Juli 1991 (ABl. Nr. L 237/1) - Führerscheinrichtlinie - Art. 1 ; Richtlinie 91/439/EWG vom 29. Juli 1991 (ABl. Nr. L 237/1) - Führerscheinrichtlinie - Art. 7 ; Richtlinie 91/439/EWG vom 29. Juli 1991 (ABl. Nr. L 237/1) - Führerscheinrichtlinie - Art. 8 ; StVG § 3 ; FeV § 28 ; FeV § 46 ; IntKfzV § 11 ;
Fundstellen:
DAR 2007, 103
NJW 2007, 1160
NZV 2007, 267
VRS 112, 140
zfs 2007, 174
Vorinstanzen:
VG Hamburg, vom 31.07.2006 - Vorinstanzaktenzeichen 5 E 864/06

OVG Hamburg - Beschluss vom 22.11.2006 (3 Bs 257/06) - DRsp Nr. 2008/2525

OVG Hamburg, Beschluss vom 22.11.2006 - Aktenzeichen 3 Bs 257/06

DRsp Nr. 2008/2525

»1. Art. 1 Abs. 2 i.V.m. Art. 8 Abs. 4 der Führerscheinrichtlinie stehen in der Auslegung, die diese Vorschriften durch den Europäischen Gerichtshof (Urt. v. 29.4.2004, Rechtssache C-476/01 - Kapper - , NJW 2004, 1725; Beschl. v. 6.4.2006, Rechtssache C- 227/05 - Halbritter -, NJW 2006, 2173) gefunden hat, der Anwendung von § 28 Abs. 4 Nr. 3 und Abs. 5 FeV entgegen, wenn der ausstellende Mitgliedstaat die EU-Fahrerlaubnis nach dem Ablauf der Sperrfrist für die Wiedererteilung einer entzogenen nationalen Fahrerlaubnis erteilt hat. 2. Die Auslegung des Gemeinschaftsrechts in Vorabentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs entfaltet für letztinstanzliche Gerichte im Sinne des Art. 234 Abs. 3 EG und damit auch für das Beschwerdegericht im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes eine faktische Präjudizwirkung. 3. Die Aberkennung des Rechts, von der nach dem Ablauf einer Sperrfrist für die Wiedererteilung erteilten EU-Fahrerlaubnis im Inland Gebrauch zu machen, darf wegen des Anwendungsvorrangs der Vorschriften in Art. 1 Abs. 2 i.V.m. Art. 8 Abs. 2 der Führerscheinrichtlinie nicht gemäß § 46 Abs. 1 und 3 FeV auf Grund von Tatsachen erfolgen, die bereits vor der Erteilung der Fahrerlaubnis durch den anderen Mitgliedstaat vorlagen.