6/3.6 Widerruf der Vollmachten und Rechenschaftspflichten

Autor: Grziwotz

Der Bevollmächtigte, der aufgrund einer trans- oder postmortalen Vollmacht handelt, muss weder die Erben namhaft machen, für die er handelt, noch ihre Zustimmung zu seinem Handeln einholen (OLG Frankfurt, Beschl. v. 09.03.2015 - 20 W 49/15, ZEV 2015, 648). Sowohl die postmortale als auch die über den Tod hinaus wirkende (transmortale) Vollmacht können jedoch grundsätzlich jederzeit widerrufen werden. Dies ergibt sich aus § 168 Satz 2 BGB, wonach eine erteilte Vollmacht auch bei Fortbestehen des zugrundeliegenden Rechtsverhältnisses grundsätzlich widerruflich ist.

Widerrufsberechtigung

Zum Widerruf berechtigt sind:

jeder Miterbe - mit Wirkung nur für sich (BGH, Urt. v. 18.06.1962 - II ZR 99/61, NJW 1962, 1718);

der Testamentsvollstrecker (str., bejahend MüKo-BGB/Schubert, 9. Aufl. 2021, § 168 Rdnr. 55; Weidlich, MittBayNot 2013, 196, 198; ders., ZEV 2016, 57, 62; verneinend OLG München, Beschl. v. 15.11.2011 - 34 Wx 388/11, ZEV 2012, 376 und Glenk, FamRB 2017, 478, 483);

der Nachlassverwalter (KG, Urt. v. 12.10.1970 - 12 U 98/70, NJW 1971, 566);

der Nachlasspfleger (OLG Brandenburg, Beschl. v. 14.09.2006 - 13 W 37/06, BeckRS 2011, 16784; a.A. Glenk, FamRB 2017, 478, 483).