6/3.2 Vollmacht über den Tod hinaus (transmortale Vollmacht)

Autor: Grziwotz

Vollmachtsrechtliche Konstellationen

Im Hinblick auf den Tod des Vollmachtgebers sind zwei vollmachtsrechtliche Konstellationen zu unterscheiden (vgl. Glenk, FamRB 2017, 478, 480 f.; ders., NJW 2017, 452):

Erteilt der Erblasser eine zu seinen Lebzeiten wirksame Vollmacht, kann er ausdrücklich anordnen, dass sie auch noch über seinen Tod hinaus wirken soll. Es handelt sich dann um eine transmortale Vollmacht (BGH, Urt. v. 24.03.2009 - XI ZR 191/08, NJW-RR 2009, 979; OLG München, Beschl. v. 26.02.2010 - 31 Wx 16/10, NJW 2010, 2364).

Der Erblasser kann auch eine Vollmacht erteilen, die erst mit seinem Tod wirksam wird. Bei dieser postmortalen Vollmacht geht es meist um die Erledigung der unaufschiebbaren Geschäfte nach Eintritt des Erbfalls bis zur Ermittlung der Erben. Der Bevollmächtigte benötigt für seine Tätigkeit keinen Erbschein (BGH, Urt. v. 25.10.1994 - XI ZR 239/93, NJW 1995, 250; OLG Frankfurt, Beschl. v. 23.05.2013 - 20 W 142/13, FamRZ 2014, 1323; OLG Frankfurt, Beschl. v. 09.03.2015 - 20 W 49/15, ZEV 2015, 648; OLG München, Beschl. v. 21.04.2011 - 34 Wx 1/11, NotBZ 2011, 452; OLG München, Beschl. v. 10.02.2022 - 34 Wx 431/21, MittBayNot 2022, 226; zur Beschränkung der Widerruflichkeit siehe OLG Köln, Urt. v. 08.07.2015 - 11 U 135/14, ErbR 2016, 41).

Rechtswirkungen