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Mehr Ausbildungsverträge, aber auch mehr unversorgte Bewerber

Auf diese einfache Formel lässt sich die Bilanz der Bundesagentur für Arbeit und der Kammern zum Ausbildungsmarkt am Ende des Berufsberatungsjahrs 2005/2006 bringen. Die Perspektiven für die Nachvermittlung sind aber gut: Es gibt ausreichend unbesetzte Ausbildungsplätze und weitere Qualifizierungsangebote für die noch unvermittelten Bewerber.

Die Zunahme der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Industrie und Handel um 11.700 auf 303.300 (+ 4 %) und im Handwerk um 2.300 auf 143.800 (+1,6 %) zeigt, dass das Engagement der Paktpartner Früchte trägt und die konjunkturelle Erholung am Ausbildungsmarkt angekommen ist. Insgesamt konnte somit trotz schwieriger Beschäftigungslage ein höheres Niveau an Ausbildungsverträgen als vor dem Pakt erreicht werden.

Die aktuell wieder anziehende Konjunktur und die damit verbundenen positiven Perspektiven auch für den Ausbildungsmarkt sind umso wichtiger, als die Nachfrage nach Lehrstellen gewachsen ist:
Die Zahl der Bewerber ist im Berichtsjahr um 22.100 auf 763.100 angestiegen. Dieser Anstieg beruht ausschließlich auf einer Zunahme an Bewerbern aus früheren Schulentlassjahren ("Altbewerber"), u. a. aufgrund der intensiveren Betreuung von Jugendlichen aus dem Rechtskreis SGB II, die früher die Berufsberatung vielfach nicht aufgesucht haben. Die Zunahme nicht vermittelter Bewerber (um 9.000) auf 49.500 und der noch unbesetzten Stellen (um 2.800) auf 15.400 bewirkte, dass auch die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt größer ist als im Vorjahr (+ 6.200). Sie ist allerdings nicht in dem Umfang gestiegen wie der Bewerberzuwachs, der durch zusätzliches Engagement aller Beteiligten bereits zum Teil aufgefangen werden konnte. Die Entwicklung macht aber weitere intensive Anstrengungen der Paktpartner in den nächsten Monaten erforderlich, um Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammen zu bringen.

 


Die Aktivitäten zur Nachvermittlung von Kammern und Arbeitsagenturen laufen daher schon auf Hochtouren: Einladungen zur Nachvermittlung, Kompetenzchecks, Last-Minute-Lehrstellenbörsen und das Angebot betrieblicher Einstiegsqualifizierungen, aber auch die Vermittlung in außerbetriebliche Ausbildung oder berufsvorbereitende Maßnahmen werden gezielt eingesetzt, um allen Jugendlichen ein Angebot machen zu können.

 


Die Wirtschaft hat mit der Einwerbung von 55.800 neuen Ausbildungsplätzen und 29.600 EQJ-Stellen ihre Paktzusage bereits jetzt mehr als erfüllt. Im IHK-Bereich konnten 25.000 neue Betriebe für die Berufsausbildung gewonnen und 33.300 neue Ausbildungsplätze akquiriert werden. Das Handwerk hat ebenfalls 8.000 Betriebe, die bislang nicht oder nicht mehr ausgebildet haben, als Ausbildungsbetriebe gewonnen und konnte 22.500 neue Ausbildungsplätze bereitstellen.

 


Die Bundesregierung unterstützt diese Bemühungen durch eine Ausweitung des Sonderprogramms Einstiegsqualifizierung Jugendlicher auf bis zu 40.000 Teilnehmer und durch die Fortsetzung des Ausbildungsplatzprogramms Ost mit der Förderung von bis zu 13.000 betriebsnahen Ausbildungsplätzen. Die Finanzmittel für das Programm JOBSTARTER wurden um 25 Mio. Euro auf insgesamt 125 Mio. Euro erhöht. Mit dem Programm wird die Gewinnung zusätzlicher Ausbildungsplätze, u. a. Verbundausbildungen, gefördert.

 


Die Bundesagentur für Arbeit wird zur Entspannung des Ausbildungsmarktes im Rahmen der Nachvermittlungsaktion über die im Pakt vereinbarten ausbildungsfördernden Maßnahmen noch im laufenden Jahr zusätzlich 5.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, vornehmlich für Jugendliche mit Migrationshintergrund, bereitstellen und weitere 2.500 Plätze Anfang 2007.

 


In den nächsten Wochen kommt es nun darauf an, die vorhandenen Chancen zu nutzen. Mit den Ende September 15.400 bei der BA gemeldeten unbesetzten Ausbildungsplätzen, den bis zu 40.000 - weitgehend noch unbesetzten - EQJ-Praktikumsstellen und den oben genannten weiteren Programmplätzen stehen genügend Angebote zur Verfügung, um allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass in den nächsten Monaten noch viel erreicht werden kann. Im Jahr 2005 konnte die Ausbildungslücke in den Monaten Oktober bis Mitte Januar 2006 um 16.800 oder 59 % auf 11.500 reduziert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auf Grund der regionalen und berufsfachlichen Diskrepanzen von Stellenangeboten und Berufswünschen ein vollständiger Ausgleich kaum möglich ist.

 


In den nächsten Wochen und Monaten sind also noch erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten erforderlich. Betriebe, Jugendliche und deren Eltern sind gemeinsam mit den Partnern im Pakt gefordert, sich der Realisierung dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe mit Engagement zu widmen.

 


Um auch mittelfristig die Weichen für eine bessere Realisierung von Ausbildungschancen zu stellen, haben die Paktpartner Initiativen ergriffen, um den Übergang von der Schule in Ausbildung, der zu vielen Jugendlichen nicht reibungslos gelingt, zu verbessern. Dies richtet sich vor allem auf ein frühzeitiges, präventives Engagement in der Schule. Die Paktpartner haben den Kriterienkatalog "Ausbildungsreife" sowie gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz (KMK) den "Handlungsleitfaden zur Stärkung von Berufsorientierung und Ausbildungsreife - Schule und Betriebe als Partner" vorgelegt. Zur Verbreitung und Implementierung dieses Handlungsleitfadens wird die Kooperation mit der KMK fortgesetzt.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,Bundesministerium für Bildung u - Gemeinsame Pressemitteilung vom 11.10.06